Bewahre.

Eine Performance über das Verlieren, Finden, Berühren, Sammeln und Bewahren von Würde.

von Conni Holzer

Deine vergessene Würde,
heb sie auf.
Wirst sie noch brauchen,
heute
oder morgen.
Heb sie auf, deine vergessene Würde,
heb sie auf.“

Wenn ich meine Würde vergesse oder verliere, wo ist sie dann? Wie bekomme ich sie wieder? Kann ich auch die Würde von anderen finden und tragen? Wo sind die vielen verlorenen Würden? Wer bewahrt sie?

Die Performance Bewahre von Conni Holzer entstand aus diesen Fragen. Es geht darum, die verlorene Würde zu finden, zu schützen, zu bewahren und ihren Träger*innen zurückzugeben. Es geht um Berührung und wie diese in Zeiten von Abstandsgeboten stattfinden kann, um das was uns verbindet und wie wir uns begegnen.

Die Pandemie-Situation ist nicht nur inhaltliches Thema der Performance, sondern beeinflusste auch maßgebend deren Umsetzung. Die Performance war eigentlich mit Publikum geplant gewesen. Dieses sollte „Würde“ in Form von Kleidungsstücken mitbringen, diese Teil der Performance werden lassen und sie auch wieder zurückholen. Da in den Wochen zuvor die Covid19 Infektionen stark stiegen, sich von Woche zu Woche die Maßnahmen für Veranstaltungen verschärften und das zugelassene Publikum von Woche zu Woche schrumpfte, fand die Performance letzten Endes ohne Publikum statt.   Innerhalb einer Woche passte die Künstlerin die Performance an und sammelte Kleidungsstücke von Menschen zusammen, sodass diese doch noch auf eine Art Teil der Performance wurden. Via live Video konnten Interessierte bei der Performance am 8. November um 15:45 Uhr dabei sein und nun ist das Ergebnis als Video auf der Projektseite erlebbar. Die Performance fand auf dem Panoramaplatz vor der Basilika Maria Bildstein in Bildstein statt. Vor Beginn der Performance versank der Drehort in dichtem Nebel, erst als die Performance begann, lichtete sich dieser und die Sonne wurde zum Scheinwerfer.

Berührbarkeit spielt in der Kunst von Conni Holzer eine wesentliche Rolle. Die innerliche emotionale Berührbarkeit als auch die physische, durch Interaktionen mit dem Publikum in ihren Performances. Durch das Zeigen ihrer Verletzlichkeit und ihrer Empfindungen erschafft sie eine Atmosphäre, in welcher sich die Zuseher*innen selbst mehr zulassen und berühren lassen können. Gesprochene und gesungene Worte sind meist der Ausgangspunkt ihrer Performances. Wiederholungen in verschiedenen Emotionen und Tonlagen erzeugen einen Klangraum, in welchem sich die Bedeutung der Worte auflöst und nach und nach eine Essenz spürbar wird. In der Performancekunst, wo der Körper und das Erleben der Künstlerin dem Publikum als Projektionsfläche dienen und ein gemeinsames Erlebnis erschaffen wird, werden nicht nur bei jedem Einzelnen persönliche Fragen und Themen angeregt, sondern auch der Kern des Themas spürbar, den wir alle teilen und der uns verbindet.

Die Performance „bewahre“ ist Teil des Projektes „Würde und Berührbarkeit in Zeiten von Abstandsgeboten“ der Max Himmelheber-Stiftung und Würdekompass e.V., welches sich mit der Frage beschäftigt, wie die momentane Pandemie-Situation unser Leben beeinflusst und inwieweit es zurzeit möglich ist die eigene Würde als Mensch unter Menschen zu entfalten. Die Künstlerin erhielt für die Umsetzung der Performance ein Projektstipendium der Stiftung.