Es ist nicht alltäglich, dass ein in Leder gebundenes altes Buch Aufsehen erregt. Das umfangreiche Werk, welches Dr. Manfred Tschaikner erstmals in Bildstein öffentlich präsentierte, tut dies. Der wissenschaftliche Archivar und Abteilungsleiter des Vorarlberger Landesarchivs tat sich die Arbeit an, die umfangreichste personengeschichtliche Einzelquelle Vorarlbergs Seite für Seite und Wort für Wort zu „sezieren“, dokumentieren und letztlich auch zu digitalisieren. Nicht weniger als 42.254 Namen aus den Jahren 1684 bis 1709 sind im dicken Buch festgehalten. Notiert von Pfarrern und Patern zur damaligen Zeit, welche sämtliche Wallfahrer, die zum Ort der Marienerscheinung in Bildstein pilgerten, festhielten – sowohl namentlich als auch mit deren Herkunftsorten, die bis weit in die Schweiz und den süddeutschen Raum reichten.
Größte Bruderschaft
Bildstein war zu jener Zeit der Wallfahrtsort schlechthin in der Bodenseeregion und die „Jesus-Maria-Josef-Bruderschaft zu Maria Bildstein“ damals die nominell größte, erläuterte der Historiker. Zudem gebe es sogar noch ein zweites Buch dieser Art mit mindestens noch einmal so vielen Namen. Also sei von über 100.000 Bruderschaftsmitgliedern auszugehen. Diese Zahl ist umso bemerkenswerter, da sich die Gesamtbevölkerungszahl Vorarlbergs zur damaligen Zeit nur auf rund 50.000 Personen belief.
Dem vom Verein Kultur in Bildstein organisierten und überaus interessanten Vortrag samt musikalischer Umrahmung im Bildsteiner Kultursaal hörten zahlreiche Gäste zu. Unisono zeigten sie sich beeindruckt davon, welche Sisyphusarbeit der Historiker auf sich nahm, um das handschriftlich geschriebene Buch in seine Einzelteile zu zerlegen. „Es war sehr spannend, das zu tun, aber das zweite Buch schaffe ich wohl nicht mehr“, so Dr. Manfred Tschaikner. Unter dem Titel „Diener und Dienerinnen der himmlischen Hofhaltung“ ist der gesamte Buchtext im Internet einsehbar und statistisch aufbereitet. Für so manchen Stammbaum könnten hier noch fehlende Puzzleteile gefunden werden.